Sie sind nicht allein!
Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, erfahren wir eine Lebenskrise. Wie wir diese meistern, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Forschung zeigt: Trauer wird sehr individuell erlebt und hält sich häufig nicht an vorgegebene Modelle.
Lange wurde in der Psychologie von einem Trauerprozess gesprochen, der mehrere festgelegte Schritte durchläuft. Die Schweizer Palliativmedizinerin Elisabeth Kübler-Ross benannte in den 1960er Jahren die fünf Phasen Verleugnung, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Die Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast legte später ein vierstufiges Modell vor, das den Trauerprozess in Schock, Reaktion, Bearbeitung und Neuorientierung einteilt.
Trauernde können in solchen Modellen Halt und Struktur finden und auch den Trost, dass sie die eigene Erfahrung mit anderen teilen. Gleichzeitig können solche vorgefertigten Konzepte aber auch belastend sein. Wenn sich die eigene Trauer nicht an den Fahrplan halten will. Wenn da plötzlich Licht und Leichtigkeit sind, wo eigentlich Schmerz sein sollte. Oder wenn man eigentlich schon viel weiter sein müsste, als man gerade ist.
Trauer lässt sich nicht in ein Schema pressen
Heute hat die Forschung Abstand von der Idee eines festgelegten Trauerprozesses genommen. Wir wissen nun, dass Trauer etwas sehr Individuelles ist und sich nicht in ein Schema pressen lässt. Sie verläuft meist nicht linear, sondern kann zyklisch oder in Wellen auftreten, Umwege und Abkürzungen nehmen, schwer sein und leicht sein, erkennbar und unsichtbar. Denn wie sich Trauer wirklich gestaltet, hängt von vielen Faktoren ab.
Je näher wir Verstorbenen waren, je wichtiger ihre Rolle in unserem Alltag, desto mehr wird sich unser Leben durch den Verlust verändern. Trauernde erfahren dann nicht nur die schmerzende Sehnsucht nach einem Menschen, der von ihnen gegangen ist, sondern müssen sich häufig auch von einem bestehenden Lebenskonzept verabschieden und sich in eine neue Situation einfinden. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit.
Wie wir Menschen unsere Trauer bewältigen, hat viel mit uns selbst zu tun. Mit unseren Erfahrungen, unserer aktuellen Lebensphase und auch mit körperlicher und seelischer Stabilität. Der Trauerprozess ist abhängig davon, wie wir generell mit Krisen umgehen, wie sehr wir an unser Umfeld angebunden sind und uns verstanden und integriert fühlen. Nicht zuletzt spielen auch unser Glaube und unsere Spiritualität eine bedeutende Rolle.
Gemeinsam trauern
Stirbt ein Familienmitglied, sind alle anderen unmittelbar von diesem Verlust betroffen. Das gesamte System, die Abläufe, das Miteinander verändern sich. Zur persönlichen Trauer kommen weitere Herausforderungen, die es vorher nicht gab. Im Laufe der Zeit entsteht ein neues Gleichgewicht und das Erlebte schweißt die Familie möglicherweise enger zusammen. Es kann aber auch Probleme und Auseinandersetzungen geben.
Obwohl alle Angehörigen um denselben Menschen trauern, greifen auch in einer Familie die verschiedenen Faktoren, die den Trauerprozess beeinflussen. Es ist ein Unterschied, ob man seinen Partner, die Mutter, die Schwester oder das eigene Kind verloren hat. Ob man sich in Liebe und Dankbarkeit erinnern darf oder mit ungelösten Problemen, mit Wut oder Schuldgefühlen zurückbleibt. Und so kann der Wunsch nach Bewältigung ganz unterschiedliche Strategien hervorbringen.
Konkrete Hilfe und Begleitung finden Sie hier:
Hospizgruppe Dingolfing-Landau e.V.
Telefon: 09951 60 25 809
Handy: 0160 93 54 88 69
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Natürlich können Sie auch gerne und jederzeit unsere Priester und pastoralen Mitarbeiterinnen ansprechen.