Es ist ein Samstagabend gewesen, der sich optisch von allen anderen unterschieden hat: Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Pilsting ist innen und außen in tiefrotes Licht getaucht gewesen. Mit diesem weithin sichtbaren Signal schloss sich die Pfarrei – wie zwei Wochen zuvor bereits Wallersdorf – der weltweiten Aktion „Red Wednesday“ des Hilfswerks „Kirche in Not“ an.
In seiner Predigt erläuterte Dekan Jürgen Josef Eckl die tiefe Symbolik der Illumination. „Das Rot steht für das Blut der Märtyrer unserer Zeit“, betonte der Geistliche. Es erinnere an jene Glaubensschwestern und -brüder, die unter Verfolgung, Repressionen und Diskriminierung litten und bisweilen mit dem Tod bedroht oder gar getötet würden, nur weil sie Christen seien.
Eindringlich wies Eckl darauf hin, dass dies mitnichten ein Relikt aus der Geschichte sei, sondern bittere Realität. Er verwies dabei auf den aktuellen Weltverfolgungsindex der Organisation „Open Doors“, wonach das Leben für Christen in 50 Ländern – vorwiegend in Asien, auf der arabischen Halbinsel sowie in Nord- und Ostafrika – höchst unsicher sei. Staaten wie Nordkorea, Somalia, Nigeria, der Iran oder Pakistan führten diese traurige Liste an, so der Dekan.
Oft genügt schon der Besitz einer Bibel
Christen seien in vielen Weltgegenden Minderheiten ohne politische Fürsprecher. Zwar träfen Terror und Gewalt oft auch andere Gruppen, doch seien Christen meist die Ersten, die unter Konflikten zu leiden hätten. Besonders bedrückend schilderte Eckl die systematische, religiös motivierte Verfolgung: Im Iran genüge oft schon der Besitz einer Bibel, um verhaftet zu werden. In afrikanischen Ländern gehörten gewaltsame Übergriffe und brennende Kirchen zum Alltag. Da diese Realität hierzulande medial kaum stattfände, appellierte der Dekan an die Mitfeiernden, ein Bewusstsein für dieses Unrecht zu schaffen.
Eckl spannte den Bogen auch zur Situation der Kirche in Deutschland. Er zitierte den frühchristlichen Kirchenvater Tertullian mit dem Satz: „Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche.“ Es sei ein Phänomen, dass das Christentum ausgerechnet dort wachse, wo der Glaube Gefahren mit sich bringe. Die Menschen, die dort trotz aller Hindernisse an Gott festhielten, gäben ein starkes Zeugnis. Angesichts dessen zeigte sich der Dekan manchmal beschämt über die „Lauheit im Glauben in unseren Breiten.“ Für die Menschen in der Region sei es einfach, den Glauben zu leben, und dennoch sei es vielen oft schon zu viel, sonntags aufzustehen oder eine kurze Wegstrecke zurückzulegen, wenn im eigenen Dorf gerade keine Messe gefeiert werde. Doch der Abend blieb nicht bei der bloßen Bestandsaufnahme stehen.
Dekan Eckl zeigte Möglichkeiten auf, wie konkrete Hilfe aussehen kann – etwa über das Hilfswerk „Kirche in Not“ oder durch direkte Unterstützung der Christen im Heiligen Land. Diese gerieten in Israel, den palästinensischen Gebieten und im Libanon oft „zwischen die Mühlen der von den Mächtigen ausgetragenen Konflikte.“
Die Folge sei eine fatale Abwanderungswelle. Um den Menschen in ihrer Heimat rund um Betlehem eine Perspektive zu geben, warb Eckl für den Kauf von Schnitzereien aus Olivenholz, da viele Familien damit ihren Lebensunterhalt bestritten. Mit Blick auf das nahende Fest gab der Pfarrer den Gläubigen einen Denkanstoß mit auf den Weg: „Man überlegt ja immer krampfhaft, was man schenken könne, zumal in einer übersättigten Gesellschaft.“ Ein Rosenkranz, ein Engel oder eine Krippe aus Olivenholz seien nachhaltige und zeichenhafte Geschenke. Damit lasse sich Wertschätzung „vielleicht sogar besser ausdrücken, als mit einem Plastikding made in China aus dem Online-Versand.“
Text und Fotos: S. Melis