Der Advent ist eine Zeit des Wartens, aber auch eine Zeit des Weges. In diesem Jahr wird dieses Unterwegssein in der Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Wallersdorf auf ganz besondere Weise greifbar: Die Kinder der dritten Klassen und die Ministranten lassen den alten Brauch des „Frauentragens“ wieder aufleben. Es ist ein Advent der offenen Türen in Pilsting und Wallersdorf mit allen Pfarreien und Benefizien – sowohl in den Kirchen als auch in den Häusern der Familien.

Die Idee dahinter ist so simpel wie berührend: Eine Marienfigur, die die schwangere Gottesmutter „in guter Hoffnung“ darstellt, wandert während der Adventszeit von Haus zu Haus. Jeden Tag öffnet eine andere Familie ihre Tür, um Maria für eine Nacht Herberge zu geben. Pfarrer Jürgen Josef Eckl hat die Schüler im Religionsunterricht sorgsam auf diese Tradition vorbereitet und ihnen Sinn und Form des Brauches nähergebracht. Damit die Familien den Abend besinnlich gestalten können, reist Maria nicht mit leerem Gepäck. In ihrem liebevoll gestalteten „Reisekörbchen“ finden die Gastfamilien alles Nötige: Neben einer Kerze für die richtige Atmosphäre und einem Liedheft zum gemeinsamen Singen enthält der Korb auch kindgerechte Gebets- und Gestaltungsvorschläge sowie einen Rosenkranz.

Letzterer hat für die Kinder eine besondere Bedeutung. Bereits im Oktober bastelten sie gemeinsam mit Dekan Eckl ihre eigenen Rosenkränze, die bei einer feierlichen Andacht mit anschließender Lichterprozession eingeweiht wurden. Für Pfarrer Eckl ist diese Aktion mehr als nur Nostalgie. „Mir liegt viel an der Bewahrung dieser alten christlichen Bräuche und Zeichen der Volksfrömmigkeit“, betont der Geistliche. „Durch das Frauentragen mit einem Gebet in der Familie und die Begegnung von jungen Familien wird der gemeinsame Glaube auf eine schöne Art spürbar und erlebbar.“ Der Brauch schafft Momente der Ruhe in der hektischen Vorweihnachtszeit und erinnert daran, dass im Advent Gott und Mensch unterwegs zueinander sind.   

Der Funke soll auch auf die Pfarreien Wallersdorf und Altenbuch überspringen. Die Einladung steht: Wer der Gottesmutter für eine Nacht ein Dach über dem Kopf bieten möchte, kann sich im Pfarrbüro melden. Der offizielle Startschuss fällt am 1. Adventssonntag: Im Rahmen einer feierlichen Vesper werden die Marienfiguren gesegnet und ausgesandt. Das Frauentragen ist jedoch nicht das einzige Angebot, das die Pfarreiengemeinschaft für Familien bereithält. Neben speziellen Familiengottesdiensten gibt es eine begleitende Kinderaktion für die Sonntage im Advent. Am Ende jeder Messfeier erhalten die Kinder ein neues Element für eine kleine Krippe. So wächst die Szenerie von Woche zu Woche, bis das Bild an Weihnachten schließlich komplett ist.

(Text und Foto: S. Melis)

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