Ein strahlend blauer Himmel hat sich am Pfingstmontag über das Volksfestgelände gewölbt und den Rahmen für ein Ereignis geschaffen, das sich fest im Kalender der Marktgemeinde etabliert hat: Zum dritten Mal hat der Festzeltgottesdienst stattgefunden und zog rund 600 Teilnehmern so viele Menschen angezogen wie nie zuvor. Die Gemeinschaft wurde nach dem Schlusssegen durch eine vom TSV veranstaltete, kostenlose Verlosung unter allen Gottesdienstteilnehmern abgerundet. Der Tag begann mit einem feierlichen Kirchenzug, der sich am Pfarrheim formierte. Angeführt von den schwungvollen Klängen der Wallersdorfer Marktmusikanten setzte sich die Prozession in Bewegung. Über 20 Ministranten mit dem Kreuz voran, gefolgt von den Ehrengästen sowie eine große Abordnung des veranstaltenden TSV Pilsting bildeten die Spitze. Ihnen schlossen sich zahlreiche Ortsvereine mit kleineren Abordnungen und viele Gläubige aus der gesamten Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Wallersdorf an, um gemeinsam durch das Festgelände zum Bierzelt zu ziehen – ein sichtbares Zeichen, dass Glaube und alltägliches Leben hier zusammengehören.
Im Festzelt selbst bot sich eine besondere Atmosphäre: Hunderte Gläubige saßen an den Biertischen; Passanten, die gar nichts von dem Gottesdienst im Festzelt wussten, lugten neugierig herein. Den musikalischen Teil der Liturgie gestalteten „Santa Mente“, mit ihren modernen, rhythmischen und doch gefühlvollen Liedern unterstrichen sie den lebendigen Charakter des Gottesdienstes in diesem außerordentlichen Rahmen. Dekan Jürgen Josef Eckl, der die Messe zelebrierte, brachte seine sichtlich große Freude zum Ausdruck: Er würdigte den TSV Pilsting und die Festwirtsfamilie Limbrunner nachdrücklich dafür, dass dieser Gottesdienst „nicht nur ermöglicht wird, sondern auch gewollt ist.“ Dies sei ein „wunderbares Bekenntnis, ein gewichtiges Statement, ein mutiges Glaubenszeugnis“ in einer Zeit, in der viele der Kirche den Rücken kehrten. Die Kirche, so Eckl, muss immer dort sein, wo die Menschen sind: „Sie muss es verstehen, mit den Weinenden zu weinen, aber auch mit den Fröhlichen zu feiern.“
In seiner tiefgründigen Predigt spannte der Dekan den Bogen von der biblischen Bedeutung des Pfingstfestes zur gesellschaftlichen Realität der Gegenwart. Er erinnerte daran, dass die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu verängstigt und orientierungslos gewesen seien, „wie Waisenkinder.“ Erst das Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten habe ihnen den Mut und die Kraft gegeben, die Türen aufzustoßen und die Frohe Botschaft zu verkünden. Diese Mission, die Menschen zur „Gotteskindschaft“ zu führen, sei bis heute der zentrale Auftrag der Kirche. Mit klaren Worten warnte Eckl vor den Folgen einer zunehmenden Abwendung von Gott. „Wir spüren vermutlich alle, wie es sich auswirkt, wenn langsam, manchmal schleichend, manchmal abrupt immer mehr jener Werte verloren gehen, die unser christliches Gottes- und damit auch Menschenbild ausmachen.“ Besonders scharf kritisierte er die politische Diskussion über die Abschaffung eines Feiertages zugunsten der Wirtschaft. Er betonte, dass alle bayerischen Feiertage, mit Ausnahme des Tags der Deutschen Einheit, kirchliche Feste seien, die den Gläubigen zur Ausübung ihrer Religion dienen. „Da rüttelt man an den Grundfesten des christlichen Glaubens in unserem Land“, so Eckl. Diesem „Eingriff in unser Glaubensleben und in die christliche Kultur unseres Landes wird die katholische Kirche nicht mitgehen“, versicherte er. Sein abschließender Appell war ein Aufruf, wieder eine „pfingstliche, mutige Kirche zu werden“, die sich nicht einschließt, sondern das Feuer des Glaubens hinausträgt. „Die Welt braucht diesen Glauben; sie braucht Hoffnung; sie braucht einen Gott.“
Text und Fotos: S. Melis